Initiative tiermedizinische Schmerztherapie
Hat mein Heimtier Schmerzen?
Informationen und Empfehlungen für Halter kleiner Heimtiere
Kein Tier soll unnötig unter Schmerzen leiden. Doch um Schmerzen zu behandeln, muss man sie erst einmal erkennen.
Das Problem dabei: Kleine Heimtiere versuchen um jeden Preis zu verbergen, dass ihnen etwas wehtut.
Denn jedes Zeichen von Schwäche würde Raubtieren signalisieren: Hier gibt es eine leichte Beute!
Dieses Verhalten von Kaninchen oder Nagetieren wie Meerschweinchen, Chinchillas, Ratten, Mäusen und
Hamstern ist instinktiv und ändert sich auch bei zahmen Tieren nicht.
Achten Sie auf Abweichungen vom normalen Verhalten
Zwar wird auch eine Maus bei einem gebrochenen Bein anfangen zu humpeln, aber ein so eindeutiges Zeichen
für Schmerz können Sie nicht immer beobachten. Tatsächlich kann jede kleine Abweichung vom normalen Verhalten
oder eine veränderte Körperhaltung auf schmerzhafte Prozesse hinweisen. Schauen Sie deshalb genau hin.
Vernachlässigt Ihr Tier die Fellpflege, ist es ängstlich, verhält es sich ungewöhnlich aggressiv oder benagt es
immer wieder ein bestimmtes Körperteil? Dies können Zeichen für Schmerzen sein. Bringen Sie Ihr Tier dann
so schnell wie möglich zu einem Tierarzt und ersparen ihm eine längere Leidenszeit.
Schmerzen können lebensbedrohlich sein
Viele kleine Heimtiere fressen bei Schmerzen weniger oder gar nicht. Ihr Verdauungssystem ist aber auf die
regelmäßige Aufnahme von Nahrung angewiesen. Deshalb ist eine rasche Schmerzbehandlung für die Tiere
überlebenswichtig.
Zögern Sie also nicht, Ihre Tierarztpraxis aufzusuchen, wenn der Futternapf Ihres Tieres auf einmal nicht mehr
leer gefressen wird oder wenn Ihr Heimtier plötzlich an Gewicht verliert.
Mögliche Schmerzanzeichen
Ernährungszustand, Flüssigkeitshaushalt
• kaum Appetit, geringe Wasseraufnahme, verändertes Fressverhalten
• reduzierter Harn- und Kotabsatz
Aktivität, Verhalten
• plötzliche Aggression, Ängstlichkeit oder Apathie
• Benagen schmerzhafter Körperteile
• Vernachlässigung der Fellpflege (führt bei Ratten zu verschmutzten Augeninnenwinkeln,
„Brillenaugen“
genannt)
• Isolation, Aggressionen von Käfiggenossen
• Rückzug in Käfigecken oder Verstecke
Körperhaltung, Bewegung
• aufgekrümmter Rücken
• unsicherer Gang
• Humpeln
Äußeres Erscheinungsbild
• veränderte „Mimik“(weit aufgerissene oder halbgeschlossene Augen, aufgeblähte
Backen und Nase, angelegte Ohren und Schnurrhaare)
• stumpfes, ungepflegtes, struppiges Fell
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Allerdings bedeutet auch ein unveränderter Appetit nicht, dass es dem Tier gut geht – nehmen Sie also alle
Auffälligkeiten ernst.
Häufige Gründe für Schmerzen
• Zahnerkrankungen (z.B. überlange Zähne oder Wurzelentzündungen)
• Erkrankungen des Bewegungsapparates (z.B. Arthrose)
• Entzündliche Prozesse
• gut- oder bösartige Wucherungen
• Erkrankungen des Harn- und Geschlechtstraktes (z.B. Entzündungen oder Steine in
Nieren, Harnröhre oder Harnblase)
Schmerzen müssen gezielt behandelt werden
Verschiedenste Erkrankungen können mit Schmerzen verbunden sein. In Ihrer Tierarztpraxis kann die
Schmerzursache lokalisiert und eine gezielte Therapie eingeleitet werden. Wenn es Ihrem Tier hilft, wird Ihr Tierarzt auch schmerz-
lindernde Medikamente verwenden. Dafür steht mittlerweile eine Reihe sicherer und gut verträglicher Mittel zur Verfügung.
Wichtig:
Greifen Sie nie auf Präparate aus Ihrer eigenen Hausapotheke zurück!
Selbst vermeintlich harmlose Mittel können für Tiere tödlich sein.
So können Sie helfen, die Schmerzen zu lindern
Natürlich können auch Sie selbst dabei helfen, die Schmerzen ihres tierischen Hausgenossen zu lindern.
Vor allem sollten Sie jede unnötige Aufregung von Ihrem Tier fernhalten. Stellen Sie den Käfig zum Beispiel
an einen ruhigen Ort und vermeiden Sie in der Nähe laute Geräusche.
Auch einige Techniken aus dem Bereich der Physiotherapie können Schmerzen lindern. Bevor Sie jedoch
selbst Maßnahmen ergreifen, sollten Sie sich unbedingt von Ihrem Tierarzt beraten lassen.
Initiative tiermedizinische Schmerztherapie
ITIS
Impressum
Diese Information wurde von ITIS erstellt. ITIS, die Initiative
tierärztliche Schmerztherapie ist eine unabhängige Expertenorganisation, die Tierhalter und Tierärzte
dabei unterstützen möchte, Schmerzen von Tieren leichter zu erkennen und optimal zu behandeln.
Mehr Informationen im Internet unter www.i-tis.de
Juni 2014
Bildnachweis: PD Dr. Thomas Göbel
In Kooperation mit Bundestierärztekammer (BTK) e.V., Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG),
Deutsche Gesellschaft für Kleintiermedizin der DVG (DGK-DVG)
Herausgeber: Initiative tierärztliche Schmerztherapie (ITIS)
Kontakt: ITIS c/o Klinksiek PR GmbH, Glauburgstr. 35,
60318 Frankfurt, info@i-tis.de, www.i-tis.de
Die Erstellung dieses Merkblatts wurde ermöglicht mit Unterstützung von Bayer Vital GmbH, Boehringer Ingelheim Vet-
medica GmbH, Vétoquinol GmbH, Zoetis Deutschland GmbH